Corona im Rechtsstaat Folge 81
Niko Härting spricht mit Alexander Eichholtz, Erster Stellvertretender Vorsitzender des Klinikpersonalrats der Berliner Charité und seit 1993 an der Charité als Pfleger tätig. Es geht um die Ursachen des Pflegenotstands.
Alexander Eichholtz berichtet, dass es in den 1990er-Jahren noch üblich war, als Krankenpfleger geduldig am Bett eines Patienten zu sitzen. Dies änderte sich vor 20 Jahren mit zunehmendem Kostendruck. Pflegekräfte galten als Kostenfaktor, man sparte am Personal und trimmte die Kliniken zunehmend auf Wirtschaftlichkeit mit genauen Zeitvorgaben für einzelne Verrichtungen. Eine Kluft entstand zwischen dem eigenen Anspruch der Pflegekraft an ihren Beruf und der durchrationalisierten Wirklichkeit im Krankenhaus. Immer mehr ausgebildete Pflegekräfte gingen auf Teilzeit oder wechselten den Beruf.
In dem Gespräch mit Niko Härting geht es auch um Ausbildungsdefizite. In zahlreichen Ländern der Welt ist es selbstverständlich, dass Pflegekräfte akademisch ausgebildet werden. Dies ist in Deutschland nach wie vor die Ausnahme. Niemand kann genau sagen, was eine ausgebildete Pflegekraft eigentlich darf, das Berufsbild ist in Deutschland diffus. Dass Pflegekräfte nach ihrer Ausbildung im Durchschnitt nur 7 Jahre in ihrem Beruf bleiben, liegt nicht nur an einer unzureichenden Bezahlung, sondern an einem Berufsalltag, der mit übermäßigem Druck und mit vielen Enttäuschungen und Frustrationen verbunden ist.
In dem Gespräch geht es auch um Rückholprämien für Berufswechsler. Warum wurden entsprechende Vorschläge nie in die Tat umgesetzt? Und es geht um Intensivkapazitäten. Wodurch unterscheidet sich eigentlich ein Intensivbett von einem normalen Krankenhausbett? Welche Unterschiede gibt es zu anderen europäischen Staaten? Und warum sind die Kapazitäten während der Coronakrise nicht aufgestockt, sondern abgebaut worden?
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